Aufmerksamkeit…auch so ’ne Sache

Wer heutzutage Selbstverteidigung trainiert, fühlt sich sicher. Im Falle eines Angriffs weiss er/sie, mit welchen Techniken man sich verteidigen kann, wie man kämpft und vermutlich den Kampf für sich entscheiden kann.

Diese Sicherheit kann trügerisch sein.

Angreifer suchen keine Gegner, Angreifer suchen – in aller Regel – Opfer. Und das beste Opfer ist entweder schwach, ahnungslos, oder abgelenkt. Wenn man sich Aussagen von Opfern anhört, hört man immer wieder „der Angriff kam vollkommen überraschend“. Meistens ist das nicht richtig. Meistens waren die Opfer nur abgelenkt, unaufmerksam.

Wichtig ist es, immer die Umgebung im Auge zu behalten. Stehen dort Personen, die bei mir ein ungutes Gefühl erwecken. Wer ist vor mir, wer ist hinter mir. Wenn da 3 zwielichtige Gestalten auf mich zu kommen, plötzlich sind es nur noch 2, wo ist die dritte Person geblieben? Wo können sich Gefahrensituationen ergeben? Ist dort eine dunkle, menschenleere Unterführung, durch die ich gehen muss? Ist dort ein schlecht beleuchteter Hauseingang, den ich nicht einsehen kann? Sind irgendwo Personen, die mir auffallen, weil sie andere anpöbeln?

Absolute Todsünden sind, emotionale Telefongespräche führen und dabei weiter gehen, oder auf das Handydisplay starren und die Umgebung um sich herum vergessen, mit Kopfhörern Musik hören. In dem Fall kommt ein Angriff tatsächlich überraschend. Aber nicht, weil es nicht vorhersehbar war. Sondern weil ihr euch zum leichten Opfer gemacht habt und eure Umgebung so ausgeblendet habt, dass ihr nicht mitbekommen habt, wie der Übergriff startete.

Das heisst jetzt nicht, dass ihr paranoid ständig um euch selbst kreisen sollt. Aber packt Handy und Geldbörse weg. Habt die Hände frei. Achtet auf Personen um euch herum, auf Personen, die auf euch zugehen, auf Personen, die bewusst zu nah an euch vorbei laufen, Personen die euch anrempeln möchten, um einen Streit anzufangen.

Beispiele, die in meinem Umfeld passiert sind:

  • zwei Trainingskollegen sind nach einer Feier stark alkoholisiert nachhause gegangen. Vorbei an einer Gruppe junger Typen, die nicht sehr vertrauenserweckend aussahen. sie haben sie nicht wirklich beachtet. Erst als einer von hinten mit einem eScooter angefahren kam und einen der beiden grundlos von hinten niedergeschlagen hat, merkten sie, da passiert was. Zum Glück konnten sie sich da raus quatschen. In so einer Situation hätten sie ein Taxi nehmen können.
  • mein Zahnarzt lief im Urlaub an einer Gruppe Personen vorbei. Aus der Gruppe löste sich jemand, ging ihm hinterher, sprach ihn an und meinte „mein Kumpel dahinten meint, du siehst aus wie ein Arschloch“. Nur durch Deeskalation („ja, er hat Recht, woher weiss er das, keiner kann mich leiden“), kam er aus der Geschichte raus.
  • Ich kam vom einkaufen in einer etwas verrufenen Gegend, rechte Hand Handy und Geldbörse, linke Hand Tasche und Autoschlüssel. Kaum aus dem Laden raus, kommen mir zwei mehr als zwielichtige Typen entgegen, einer die Hand in der Jacke, der andere beide Hände hinter dem Rücken. Ich hatte zum Glück noch genug Abstand, dass ich alles so weit wegstecken konnte. Das haben die beiden mitbekommen und mich in Ruhe gelassen. Hier hätte ich mal besser vorher alles verstaut.

Achtet auf euer Umfeld. Wenn ihr telefonieren müsst, stellt euch mit dem Rücken an eine Wand. Lasst die Kopfhörer raus. Wenn jemand an euch vorbei geht schaut auch schon mal nach unten und leicht nach hinten, ob er sich hinter euch vielleicht umdreht. Wenn ihr von Unbekannten angesprochen werdet dreht euch so, dass ihr sehen könnt, was in eurem Rücken vorgeht. Habt die Hände frei. Beobachtet einfach, was um euch herum vorgeht und seit, wenn ihr ein ungutes Gefühl habt, auf eine solche Situation vorbereitet.

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