Was ist eigentlich Krav Maga? Eine kritische Betrachtung.

Höre ich immer mal wieder…

  • was trainierst du denn?
  • Krav Maga.
  • was?
  • K r a v   M a g a!
  • was ist das denn?

Krav Maga ist ein Vollkontakt Kampfsystem. Ursprünglich in Israel für das Militär entwickelt, wurde es dann auf zivile Bedürfnisse angepasst. Von da an verteilte es sich in der ganzen Welt. Der Sinn von Krav Maga ist, sich möglichst schnell verteidigen zu können. Krav Maga setzt dabei auf natürliche Bewegungen und Reflexe.

DAS ZUR THEORIE!

Krav Maga ist kein geschützter Begriff. Aus diesem Grund darf – ebenfalls theoretisch – jeder, der sein System als Selbstverteidigung ansieht, es Krav Maga nennen. Mit dem ursprünglichen, israelischen Krav Maga, hat das in den wenigsten Fällen noch etwas zu tun.

Das ist schlecht und gut.

Ein Vorteil ist, das Krav Maga sich so weiter entwickeln kann. In jedem Land sind Anforderungen an Selbstverteidigung unterschiedlich. In manchen Ländern sind Messerangriffe häufig, in anderen Ländern gibt es häufig Schusswaffenbedrohungen, noch anderswo ist die typische Schlägergewalt an der Tagesordnung.

So kann das Krav Maga Grundgerüst überdacht und weiter angepasst werden. Auch hat sich die Gewalt im Laufe der Jahre weiter entwickelt. Ein modernes Selbstverteidigungssystem muss da auf der Höhe der Zeit bleiben. Ein guter Trainer wird genau das machen. Er wird seine Techniken überdenken, auch mal infrage stellen und ggf. anpassen.

Aber es gibt auch Nachteile. So treibt einem der Begriff Krav Maga durchaus Schüler in die Arme, die verteidigungsfähig werden möchten und Geld bringen. Insbesondere Personen, die sich bisher nie mit Gewalt beschäftigen mussten, vertrauen so blind ihrem Trainer, können nicht einschätzen, ob sie gute, oder lebensgefährliche Techniken lernen.

Mittlerweile bietet jedes zweite FitnessStudio Krav Maga an. Das legt den Verdacht nahe, dass hier die Qualität auf der Strecke bleibt. Warum ist das so? Ein „ausgebildeter Krav Maga Trainer“ hat in der Regel eine Instructor Prüfung abgelegt. Manche Trainer verdienen gutes Geld, indem sie Instructoren ausbilden. Dies geschieht oft innerhalb einer Woche, oder sogar an einem Wochenende. Das ist vergleichbar damit, das sie innerhalb einer Woche ihren Führerschein machen und dann sofort anderen Menschen autofahren beibringen dürfen.

Im Krav Maga gibt es einige Verbände, der sich Schulen anschliessen können, oder die eigene Instructoren ausbilden, die dann eigene Schulen eröffnen. Der Nachteil – in meinen Augen – ist, das diese feste Techniken haben, die in allen Schulen gleich sind. Ich lerne also in einer Schule dieses Verbandes in München dasselbe, wie in Hamburg. Ausserdem kann ich nach einem Umzug in einer anderen Schule dieses Verbandes meine Ausbildung fortsetzen. Zuerst klingt das super, ABER was ist, wenn die Techniken dieses Verbandes einfach unrealistisch sind und nicht funktionieren können? Der Trainer ist durch die Verbandsbindung gezwungen, unwirksame Techniken zu unterrichten. Selbst wenn er das selber weiss. Um Alleingang Techniken abzuändern ist regulär nicht möglich. Und ich habe in einigen Verbänden Techniken – insbesondere zur Waffenabwehr – gesehen, dass sich mir die Haare sträuben.

Viele Schulen sind keinem Verband angeschlossen. Das kann von Vorteil sein, wenn es ein kritischer, hinterfragender und erfahrener Trainer ist. Das ist ein Nachteil, wenn er einen Krav Maga Instructor Lehrgang zur Gewinnoptimierung gemacht hat und selber nicht wirklich einschätzen kann, was er da unterrichtet.

Was ist mein Fazit? Grundsätzlich ist es immer besser, etwas weniger gutes zu trainieren, als gar nicht zu trainieren. Aber für den Laien ist es nahezu unmöglich, herauszufinden, ob das was er lernt, gut oder schlecht ist.

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